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Ritzema Boshuis

Ritzema Boshuis Wageningen

Ritzema Boshuis

Das Ritzema Boshuis, einst das Labor für Tropische Landwirtschaft an der Universität Wageningen, steht als Zeugnis der reichen akademischen und kriegszeitlichen Geschichte von Wageningen, Niederlande. Obwohl das Gebäude heute nicht mehr existiert, spielte es eine zentrale Rolle in der Bildungs- und Geschichtskultur der Region.

Entwurf und Bau

Das Ritzema Boshuis wurde 1937 geplant und 1939 unter der architektonischen Leitung von Gustav Cornelis Bremer fertiggestellt. Das Gebäude war im Stil der Delfter Schule gestaltet, bekannt für seine traditionelle und funktionale Ästhetik. Die Baukosten beliefen sich auf über 160.000 Gulden, was damals eine beträchtliche Summe war. Das Gebäude verfügte über ein Kellergeschoss, einen Haupteingang, drei Stockwerke und einen Dachboden, der über eine feste Treppe erreichbar war. Der Keller erstreckte sich entlang beider Seitenwände, und die Rückfassade beherbergte ein architektonisches Element mit der Treppe. Im Gegensatz zu anderen Laboren derselben Zeit in Wageningen hatte das Ritzema Boshuis keinen Risalit in der Vorderfassade, was ihm ein einzigartiges Aussehen verlieh. In den 1960er Jahren wurden auf der Rückseite (Südseite) des Gebäudes zwei große Dachgauben hinzugefügt.

Das Gebäude befand sich am Ritzema Bosweg 32 in Wageningen und war Teil von De Dreijen, dem alten Campus der Universität Wageningen. Es diente als Heimstätte für den Bereich Tropischer Pflanzenbau und wurde sowohl als Labor als auch als Lehrgebäude genutzt. Hinter dem Gebäude befanden sich mehrere große Gewächshäuser, was seine Rolle in der landwirtschaftlichen Bildung und Forschung unterstrich. Das Gebäude wurde nach dem Botaniker Jan Ritzema Bos benannt, was seine akademische Tradition widerspiegelt.

Rolle im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs spielte das Ritzema Boshuis eine wichtige Rolle als Schutzraum und Notkrankenhaus. Im Oktober 1944, während der Luftlandungen, war das Krankenhaus in Wageningen mit militärischen Verwundeten überlastet. Die Kapazität des Krankenhauses war unzureichend, sodass einige Patienten in der Nacht des 26. September 1944 in die Keller des Ritzema Boshuis verlegt wurden. Diese Patienten wurden später am 1. Oktober nach Veenendaal und Utrecht gebracht.

Im Jahr 1940 war das Ritzema Boshuis das höchste Gebäude in Wageningen, was den Deutschen von ihren Stabskarten bekannt war. Daher wurde ein Beobachter auf einem Gerüst hinter dem Rosenfenster im obersten Stockwerk stationiert, um Artilleriefeuer auf niederländische Stellungen am Grebbeberg zu lenken. Die niederländische Armee war sich dessen nicht bewusst und vermutete, dass das Beschießen vom Turm der Sint-Johannes de Doperkerk in der Bergstraat ausging.

Die Bedeutung des Gebäudes während des Krieges wird durch den Besuch von General Charles Foulkes am 16. April 1953 weiter unterstrichen, was seine historische Bedeutung hervorhebt.

Verlagerung und Abriss

In den 1990er Jahren diente das Ritzema Boshuis verschiedenen administrativen Zwecken, darunter das Büro des Studienkoordinators für das Biologieprogramm der Universität Wageningen. Interessanterweise hieß der damalige Koordinator zufällig Bos, obwohl er nicht mit dem berühmten Professor verwandt war. Das Gebäude beherbergte auch die Studienvereinigung für Biologiestudenten, 'Biologica'.

Als das neue Jahrtausend näher rückte, wurden Pläne für einen neuen Campus in Wageningen auf der Nordseite der Stadt entlang der Mansholtlaan entwickelt. Das Ritzema Boshuis blieb bis 2005 in Nutzung durch die Universität Wageningen, und auch die Studienvereinigung Biologica hatte dort ihre Räumlichkeiten. Im Jahr 2005 gab es Pläne, das Gebäude als Polizeistation umzunutzen, die jedoch später aufgegeben wurden. 2006 wurde das Gebäude von der Künstlergruppe De Muiterij übernommen.

Die Universität Wageningen plante, drei Gebäude auf De Dreijen zu verkaufen und abzureißen: De Dreijenborch von 1961, das Botanische Zentrum von 1934 (ebenfalls von Architekt G.C. Bremer) und das Ritzema Boshuis. Keines dieser Gebäude hatte den Status eines Denkmals, und Abrissgenehmigungen wurden beantragt. Trotz Protesten sah der damalige grüne Stadtrat keinen Grund, das Boshuis als städtisches Denkmal auszuweisen. Die Abrissgenehmigung wurde 2007 erteilt. Die Künstlergruppe hatte die Nachricht BOSHUIS BEDROHT in großen Buchstaben hinter den Fenstern der Vorderfassade angebracht. Laut Projektleiter Eric van der Meer war ein Wunder nötig, um den Abriss zu verhindern, da es zu teuer wäre, das Boshuis und die Dreijenborch stehen zu lassen. Die Künstler mussten das Gebäude bis zum 1. September 2008 räumen.

Im Januar 2009 liefen die Verhandlungen zwischen der Universität Wageningen und der Gemeinde Wageningen über einen umfassenden Plan für De Dreijen noch, und der Abriss wurde verschoben. Die Absichtserklärung wurde schließlich am 1. April 2009 unterzeichnet. Die Gebäude des Botanischen Zentrums, deren Abriss für Juli geplant war, entgingen knapp dem Abriss. Im April 2009 begann der Abriss des angrenzenden Dreijenborch-Komplexes. Am 23. Juni 2009 begann der Abriss des Ritzema Boshuis, wurde jedoch schnell aufgrund der Anwesenheit von Fledermäusen und Mauerseglern gestoppt. Am 30. Juni brach ein Feuer aus, und der Abriss wurde im Juli abgeschlossen.

Stand 2023 bleibt der markante Zaun um das Gelände, der auch die äußere Grenze des historischen Dreijen-Campus bildete, bestehen, aber Pläne für die Neuentwicklung des Gebiets sind nun bekannt.

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