Auf dem ruhigen Hügel von Riaumont in Liévin, Frankreich, liegt die Riaumont-Institution, ein Ort von großer historischer und kultureller Bedeutung. Diese religiöse Einrichtung, die tief mit der Benediktinerfamilie verbunden ist, hat seit ihrer Gründung im Jahr 1958 als Leuchtturm des traditionellen Katholizismus und der Pfadfinderpädagogik gedient. Im Laufe der Jahre hat sich Riaumont zu einer vielseitigen Einrichtung entwickelt, die eine religiöse Gemeinschaft, ein ehemaliges Kinderdorf und einen Verein von Pfadfindern und Pfadfinderinnen umfasst.
Die Geschichte von Riaumont beginnt mit ihrem Gründer Albert Revet, der 1958 den religiösen Orden auf dem Riaumont-Hügel ins Leben rief. Die Gemeinschaft wird von Benediktineroblaten geleitet und ist bekannt für ihre traditionalistische katholische Haltung und Pfadfindermethodik. Nach Revets Tod im Jahr 1986 übernahm Jean-Paul Argouarc'h die Leitung, gefolgt von Alain Hocquemiller und derzeit Christophe Gapais.
Der religiöse Orden von Riaumont erhielt 1971 formelle Anerkennung, wobei seine Statuten von bedeutenden kirchlichen Persönlichkeiten wie Dom Jean Roy und Jean Rupp genehmigt wurden. Die Einrichtung hat Unterstützung von namhaften Schriftstellern wie Gilbert Renault, Serge Dalens und Jean-Louis Foncine erhalten. Trotz Herausforderungen, darunter der Entzug der Anerkennung durch den Bischof von Arras im Jahr 1981, hat Riaumont seine Hingabe an die tridentinische Liturgie unter dem Motu Proprio Ecclesia Dei von 1988 beibehalten.
Die religiöse Gemeinschaft in Riaumont zeichnet sich durch ihre besondere Kleidung aus, die das Benediktinerhabit mit einem weißen Zeremonienmantel und einem roten Tatzenkreuz umfasst. Dieses Symbol, das tief in der Tradition des Königreichs Jerusalem verwurzelt ist, spiegelt das Engagement der Gemeinschaft sowohl für religiöse als auch für pfadfinderische Traditionen wider.
Das tägliche Leben der Gemeinschaft dreht sich um ihre Kapelle, in der regelmäßig Gottesdienste stattfinden, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Im Jahr 2003 wurde eine neue Kirche, die dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet ist, eingeweiht, was die spirituelle Atmosphäre von Riaumont weiter bereichert.
1958 erwarb Albert Revet Land in den Wäldern von Riaumont, was den Weg für die Gründung eines Kinderdorfes im Jahr 1960 ebnete. Dieses Dorf diente zunächst als Pflegeheim für Jungen unter der Obhut der Abteilung für Gesundheit und Soziales (DDASS). Das Dorf bot bedürftigen Kindern ein Zuhause und ermöglichte ihnen eine Ausbildung und berufliche Schulung in verschiedenen Handwerken wie Gartenbau, Tischlerei, Maurerei und Steinmetzarbeiten.
Trotz Vorwürfen von Misshandlungen und dem daraus resultierenden Entzug staatlicher Mittel im Jahr 1982 setzte das Dorf seinen Betrieb fort, wenn auch ohne neue Aufnahmen. Nach rechtlichen Auseinandersetzungen gewann Riaumont schließlich 1998 einen Prozess gegen den Staat. Das Kinderdorf stellte jedoch 2019 seinen Betrieb ein, nachdem Vorwürfe von Gewalt und Missbrauch zur Schließung der Saint-Jean-de-Bosco-Schule führten.
Der von Albert Revet 1960 gegründete Verein der Pfadfinder und Pfadfinderinnen von Riaumont hat eine zentrale Rolle bei der Förderung katholischer Pfadfinderprinzipien gespielt. Offiziell als Verein im Jahr 1999 registriert, hat er sich der Bewahrung und Verteidigung katholischer Pfadfindertraditionen verschrieben. Mit etwa 500 Mitgliedern ist der Verein in Riaumont, Paris und der Abtei Notre-Dame de Fontgombault aktiv.
Die pfadfinderische Ausrichtung des Vereins, die als nahezu militärisch beschrieben wird, hat sowohl Bewunderung als auch Kritik hervorgerufen. Auf dem Gelände von Riaumont befindet sich auch ein Nationaldenkmal für Pfadfinder, die für Frankreich gestorben sind, was die tiefe Verbindung der Gemeinschaft zu ihrem pfadfinderischen Erbe unterstreicht.
Die Geschichte von Riaumont ist nicht ohne Kontroversen verlaufen. Im Jahr 2001 führte der Selbstmord eines Jugendlichen innerhalb der Schule zu einer Untersuchung, die letztlich zu einer Einstellung der Anklage führte. Zudem war Riaumont in Rechtsstreitigkeiten über den Besitz von vier alten Glocken aus Notre-Dame de Paris verwickelt, wobei die Gerichte gegen die Institution entschieden.
Besorgniserregender sind die Vorwürfe von Missbrauch, die im Laufe der Jahre aufgetaucht sind. Im Jahr 2013 wurde eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet, nachdem ehemalige Bewohner körperlichen und sexuellen Missbrauch behauptet hatten. Nachfolgende Ermittlungen führten 2017 zur Verhaftung von Alain Hocquemiller wegen Besitzes von Kinderpornografie, und mehrere andere Mitarbeiter wurden wegen verschiedener Vergehen angeklagt. Diese Vorfälle haben einen Schatten auf das Erbe von Riaumont geworfen und zu laufenden rechtlichen Verfahren und öffentlicher Aufmerksamkeit geführt.
Trotz seiner turbulenten Geschichte bleibt Riaumont ein Ort von Interesse für Besucher, die seine komplexe Vergangenheit verstehen möchten. Die Kapelle und die neue Kirche bieten einen Einblick in das spirituelle Leben der Gemeinschaft, während der Pfadfinderverein weiterhin seine Traditionen pflegt. Die malerische Lage auf dem Riaumont-Hügel bietet eine ruhige Kulisse für Reflexion und Erkundung.
Abschließend lässt sich sagen, dass Riaumont ein Ort von historischer, kultureller und spiritueller Bedeutung ist. Seine Reise von einer religiösen Gemeinschaft zu einem Kinderdorf und einem Pfadfinderverein spiegelt ein reiches Geflecht von Hingabe, Kontroversen und Widerstandsfähigkeit wider. Trotz der von Vorwürfen und rechtlichen Auseinandersetzungen geprägten Vergangenheit bleibt Riaumonts Engagement für seine Gründungsprinzipien bestehen und bietet Besuchern einen einzigartigen Einblick in seine bewegte Geschichte.
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