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Atuatuca Tungrorum

Atuatuca Tungrorum Tongern

Atuatuca Tungrorum

Atuatuca Tungrorum, heute bekannt als Tongeren, ist eine faszinierende römische Stadt in der Provinz Germania Inferior, die im heutigen Belgien liegt. Diese antike Stadt birgt eine Fülle an Geschichte, die bis zur Eroberung der Region durch Julius Caesar im Jahr 57 v. Chr. zurückreicht. Eingebettet in die fruchtbaren Ländereien von Haspengouw, steht Atuatuca Tungrorum als Zeugnis des reichen gallo-römischen Erbes, das hier einst blühte. Wenn ihr durch die Stadt spaziert, tretet ihr in die Fußstapfen römischer Soldaten, Händler und Bürger und reist in die Vergangenheit zurück.

Die frühen Tage von Atuatuca

In den frühen Tagen war Atuatuca eine befestigte Siedlung der Eburonen, eines lokalen Stammes. Hier errichtete Julius Caesar ein römisches Lager, was den Beginn des römischen Einflusses in der Region markierte. Im Jahr 54 v. Chr. revoltierten die Eburonen unter der Führung ihrer Könige Ambiorix und Catuvolcus gegen die Römer. Sie lockten die 14. Legion und eine Kavallerieeinheit der Römer in einen Hinterhalt, was zu einer verheerenden Niederlage für die Römer führte. Als Vergeltung schickte Caesar neun Legionen, um den Aufstand niederzuschlagen, was letztendlich zum Untergang der Eburonen führte. Ambiorix floh über den Rhein und die Überreste des Stammes wurden nach Norden gedrängt.

Der Aufstieg von Atuatuca Tungrorum

Unter Kaiser Augustus wurde die Provinz Gallia Belgica in Bezirke aufgeteilt, und Atuatuca Tungrorum wurde zur Hauptstadt der Civitas Tungrorum. Die Tungri, die sich nach den Eburonen in der Gegend niederließen, könnten Nachfahren der Eburonen oder ein germanischer Stamm gewesen sein. Um die Zeitenwende wurde in Atuatuca Tungrorum ein römisches Militärlager errichtet, das strategisch günstig an der wichtigen römischen Straße zwischen Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und Boulogne-sur-Mer (Gesoriacum) lag. Dieses Lager zog Händler und Handwerker an, was zur Entstehung einer zivilen Siedlung, oder canabae, südwestlich des Militärlagers führte.

Entwicklung und Wohlstand

Die zivile Siedlung wuchs schnell zu einer geschäftigen gallo-römischen Stadt heran. Die fruchtbaren Böden und die strategische Lage trugen zu ihrem Wohlstand bei. Die Stadt entwickelte einen gitterförmigen Straßenplan mit Holzhäusern, die später durch Steingebäude ersetzt wurden, als sich die Siedlung ausdehnte. Ein Verwaltungszentrum und eine Garnison wurden errichtet, wodurch Atuatuca Tungrorum zu einem wichtigen Versorgungsknotenpunkt für die entlang des Rheins stationierten römischen Truppen wurde.

Der Bataveraufstand und Wiederaufbau

Im Jahr 70 n. Chr. erlitt Atuatuca Tungrorum während des Bataveraufstands erhebliche Schäden. Die Stadt wurde geplündert und in Brand gesteckt, aber sie wurde bald mit verbesserter Infrastruktur wieder aufgebaut. Gepflasterte Straßen, öffentliche Gebäude und ein Aquädukt, das Wasser aus der Kertsborn-Quelle in Widooie brachte, wurden errichtet. Die Architektur der Stadt entwickelte sich weiter, mit mehr Steingebäuden und einem großen Tempelkomplex auf einem der höchsten Punkte der Stadt. Dieser Tempel, der 35 mal 25 Meter maß, verfügte über eine zentrale Cella, ein Portikus und einen Säulenumgang.

Das goldene Zeitalter: Municipium Tungrorum

Im 2. Jahrhundert erreichte Atuatuca Tungrorum, nun bekannt als Municipium Tungrorum, seinen Höhepunkt. Die Stadt war von einer 4,5 Kilometer langen römischen Mauer umgeben, der größten Befestigung, die sie je hatte. Eine Basilika für Handel und rechtliche Angelegenheiten sowie ein Kornspeicher wurden gebaut. Trotz ihrer relativ kleinen Bevölkerung von etwa 5.000 Einwohnern war Tungrorum die größte Stadt im heutigen Belgien und übertraf sogar Köln in der Größe. Das umliegende Land war mit großen landwirtschaftlichen Gütern, oder villae rusticae, übersät, die zum Reichtum der Stadt beitrugen.

Niedergang und das Ende der römischen Herrschaft

Das 3. Jahrhundert markierte den Beginn einer turbulenten Zeit. Germanische Stämme überfielen häufig die Region, was zur Zerstörung vieler landwirtschaftlicher Güter führte. Unter Kaiser Diokletian wurde jedoch vorübergehend Stabilität wiederhergestellt und Tongeren wurde Teil einer neuen Verteidigungslinie gegen die germanischen Stämme. Die Stadt beherbergte eine Truppe von Soldaten und spielte weiterhin eine wichtige Rolle in der Verteidigung der Region.

Im Jahr 313 n. Chr. erkannte Kaiser Konstantin der Große das Christentum durch das Edikt von Mailand an und erlaubte der Religion, sich frei zu verbreiten. Tongeren wurde zum Sitz des ältesten Bistums in den Niederlanden. Mitte des 4. Jahrhunderts führten jedoch neue germanische Invasionen dazu, dass die Römer ihren Fokus auf die besser zu verteidigende Stadt Maastricht verlagerten. Der Wohlstand von Tungrorum schwand und die Bevölkerung nahm ab. Die Stadtmauern wurden verkleinert, um nur den höher gelegenen Teil der Stadt zu umschließen. Trotz dieser Herausforderungen erhielt die Stadt in dieser Zeit Besuch von Kaiser Julian dem Abtrünnigen.

Ende des 4. Jahrhunderts neigte sich die römische Präsenz in der Region dem Ende zu. Im Dezember 406 überwältigten massive germanische Invasionen über den zugefrorenen Rhein das nördliche Römische Reich. Die römische Herrschaft in Atuatuca Tungrorum endete und die germanischen Franken wurden die neuen Herrscher.

Heute können Besucher in Tongeren die Überreste dieser einst blühenden römischen Stadt erkunden. Das Gallo-Römische Museum bietet einen Einblick in die reiche Geschichte der Stadt, mit Artefakten und Ausstellungen, die die Vergangenheit lebendig werden lassen. Beim Spaziergang durch Tongeren könnt ihr noch Abschnitte der antiken römischen Mauern und den beeindruckenden Römischen Turm am Vrijthof sehen. Atuatuca Tungrorum mag in die Geschichte eingegangen sein, aber sein Erbe fasziniert und inspiriert weiterhin diejenigen, die es besuchen.

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