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Villa „Hoffnung“ (Bad Freienwalde)

Villa „Hoffnung“ (Bad Freienwalde) Bad Freienwalde (Oder)

Villa „Hoffnung“ (Bad Freienwalde)

Im malerischen Städtchen Bad Freienwalde in Brandenburg erhebt sich die Villa Hoffnung, oder wie sie vor Ort genannt wird, Villa „Hoffnung“, als Zeugnis der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts und als bedeutendes historisches Wahrzeichen. Diese Gründerzeitvilla, entworfen im Heimatstil, strahlt einen besonderen Charme aus, der Besucher in ihre reiche Vergangenheit und die ruhige Umgebung zieht.

Der architektonische Reiz der Villa Hoffnung

Die 1905 vom örtlichen Baumeister Otto Seidemann errichtete Villa Hoffnung vereint auf reizvolle Weise verschiedene Baustile. Die Fassade zeichnet sich durch ein souterrainartiges Ziegelgeschoss und einen dominanten zweigeschossigen Giebel mit sichtbarem Fachwerk unter einem Satteldach aus. Dieses architektonische Schmuckstück wird von einem Balkon auf der einen Seite und einem zurückgesetzten Treppenturm mit dem Haupteingang auf der anderen Seite eingerahmt. Der dreistöckige Turm wird von dekorativen Giebeln und runden Fenstern gekrönt, mit einem pyramidenförmigen Helm, auf dem eine Wetterfahne das Baujahr anzeigt.

Ein Zufluchtsort für natürliches Leben

Ursprünglich für den Hofaufseher Wilhelm Schulz erbaut, wurde die Villa bereits 1909 von Ottos Bruder Wilhelm Seidemann erworben. Seidemann, ein Mann mit vielseitigen Talenten und Interessen, verwandelte die Villa Hoffnung in ein Vegetarisches und Diätetisches Gesundheitsheim mit Luft- und Sonnenbädern. Diese Einrichtung war die einzige ihrer Art in Brandenburg und propagierte einen natürlichen Lebensstil lange bevor er in Mode kam. Der Name Hoffnung, der Hoffnung bedeutet, war wahrhaftig ein Sinnbild für den Zweck der Villa.

Wilhelm Seidemann: Ein Visionär der natürlichen Gesundheit

Wilhelm Seidemann war nicht nur ein Besitzer, sondern ein Pionier. Geboren 1879 in Ruhland, widmete er sich der Gartenbaukunst und wurde ein Verfechter der freidenkerischen Bewegung, indem er Vegetarismus und natürliche Heilmethoden annahm. Seine Reisen durch Europa, darunter eine bemerkenswerte Reise zum Freidenker-Weltkongress in Rom, prägten seine Philosophien. In der Villa Hoffnung kultivierten er und seine Frau Anna, eine ausgebildete vegetarische und diätetische Köchin, einen großen Obst- und Gemüsegarten, der sogar das renommierte Hotel Adlon in Berlin mit ihren Erzeugnissen belieferte.

Das Erholungsangebot

Das Gesundheitsheim bot mehr als nur eine Unterkunft; es war ein Erlebnis. Gäste konnten die Früchte von Seidemanns Arbeit genießen, darunter Apfelsorten wie die Goldrenette von Blenheim und Birnenbäume mit der Köstlichen aus Charneux. Das Gelände umfasste eine Kirschplantage und Bienenstöcke zur Honigproduktion. Seidemanns Ansatz war inklusiv und begrüßte Nicht-Vegetarier mit einem Geist der Toleranz. Die Broschüre des Gesundheitsheims hob die Bedeutung regionaler Produkte hervor, ein zukunftsweisendes Konzept, das auch heute noch aktuell ist.

Ein Refugium von Sonne und Luft

Hinter der Villa Hoffnung wurde ein Luft- und Sonnenbad eingerichtet, das Duschen und Ruheräume bot. Ein sechs Hektar großes Sonnenbad auf dem heute bewaldeten Ferkelberg bot den Gästen die Möglichkeit, an Outdoor-Übungen und Atemübungen teilzunehmen. Diese atmosphärische Kur, inspiriert von den Methoden Arnold Riklis, kombinierte Wasser-, Luft- und Lichttherapien, um das körperliche und geistige Gleichgewicht wiederherzustellen. Der ganzheitliche Ansatz des Gesundheitsheims ähnelte anderen renommierten Kurorten wie Monte Verità in der Schweiz.

Das Erbe der Licht- und Luft-Hütten

1929 wurde ein Gästehaus hinzugefügt, das den Stil der Licht- und Lufthütten von Monte Verità widerspiegelte. Diese einfachen Holzstrukturen, mit ihren sonnenzugewandten Loggien, verkörperten eine Rückkehr zur Natur und Einfachheit. Mit nur dem Nötigsten ausgestattet, boten sie eine perfekte Flucht vor dem Prunk der damaligen Zeit. Das Gesundheitsheim zog Gäste aus ganz Europa an, darunter auch bekannte Persönlichkeiten, die Ideen austauschten und die ruhige Umgebung der Villa genossen.

Eine historische Reise

Im Laufe ihrer Geschichte hat die Villa Hoffnung viele Veränderungen durchlebt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt beschlagnahmt und als Erholungsheim für Munitionsarbeiter und werdende Mütter aus Berlin umfunktioniert. Trotz dieser Wandlungen bleibt das Wesen der Villa als Ort der Hoffnung und Heilung erhalten, und sie lädt Besucher ein, ihre bewegte Vergangenheit und ruhige Umgebung zu erkunden.

Heute steht die Villa Hoffnung nicht nur als architektonisches Wunderwerk, sondern auch als Symbol für einen Lebensstil, der Gesundheit, Natur und Gemeinschaft umarmte. Ihre Wände erzählen die Geschichten derer, die in ihrem Schutz Zuflucht und Erneuerung suchten, und machen sie zu einem unverzichtbaren Ziel für alle, die das kulturelle und historische Geflecht von Bad Freienwalde erkunden möchten.

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