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St. Johannis

St. Johannis Lüneburg

St. Johannis

Die St. Johanniskirche, lokal bekannt als St. Johannis, steht als majestätisches Zeugnis der Pracht der norddeutschen Backsteingotik im Herzen von Lüneburg, Niedersachsen. Diese evangelisch-lutherische Kirche, die älteste in der Hansestadt, ist nicht nur ein Ort des Gottesdienstes, sondern auch ein bedeutendes historisches und architektonisches Wahrzeichen, das Besucher aus nah und fern anzieht.

Die historische Bedeutung der St. Johanniskirche

Die Ursprünge der St. Johanniskirche reichen bis ins Jahr 1174 zurück, als sie erstmals in historischen Aufzeichnungen erwähnt wurde. Die heutige fünfschiffige gotische Hallenkirche wurde zwischen 1289 und 1470 erbaut, wobei der Großteil des Gebäudes bis 1372 fertiggestellt war und der Turm seine volle Höhe 1384 erreichte. Mit einer beeindruckenden Höhe von 108,7 Metern ist der Turm der zweithöchste in Niedersachsen, nur übertroffen von der St. Andreaskirche in Hildesheim. Interessanterweise neigt sich der Turm leicht aufgrund einer schraubenförmigen Verformung der Dachkonstruktion, was ihm einen einzigartigen Charme verleiht. Der Legende nach stürzte sich der Baumeister, als er den Fehler bemerkte, aus einem der oberen Fenster, wurde jedoch durch einen vorbeifahrenden Heuwagen gerettet.

Architektonische Wunder und künstlerische Schätze

Eines der auffälligsten Merkmale der St. Johanniskirche ist ihr prächtiger geschnitzter Altar, ein Meisterwerk aus dem 15. Jahrhundert. Die zentrale Szene der Kreuzigung Christi wird von vierzehn Szenen aus der Passion und den Ostergeschichten flankiert, umrahmt von Apostelgruppen und weiblichen Figuren. Die äußeren Flügel des Altars sind mit Gemälden des Hamburger Künstlers Hinrik Funhof verziert, die Legenden von Heiligen wie Georg, Johannes, Ursula und Cäcilia darstellen, was ihn zu einem bedeutenden Beispiel spätmittelalterlicher norddeutscher Malerei macht.

Der Chor der Kirche wird von der Ursula- und der Elisabethkapelle flankiert. Besonders bemerkenswert sind die Buntglasfenster der Elisabethkapelle, die 1969 von Charles Crodel geschaffen wurden und Heinrich Radbrock gewidmet sind, dem letzten katholischen Abt des Zisterzienserklosters in Scharnebeck und Superintendenten in Lüneburg. Die Südfenster, die 36 kleine Erzählfelder mit Motiven aus den Psalmen 148 und 150 zeigen, vervollständigen die umfassende Verglasung der Kapelle.

Die Orgeln der St. Johanniskirche

Musikliebhaber werden begeistert sein zu erfahren, dass die St. Johanniskirche zwei bedeutende Orgeln beherbergt. Die historische Orgel auf der Westempore, die 1553 von Hendrik Niehoff und Jasper Johansen fertiggestellt wurde, wurde 1652 und 1715 erweitert. Diese Orgel wurde von dem berühmten St. Johannis-Kantor Georg Böhm von 1698 bis 1733 gespielt, und es wird gesagt, dass der junge Johann Sebastian Bach einst Böhms Aufführungen hier lauschte. Im Jahr 2010 wurde eine neue Chororgel, gebaut von Orgelbau Kuhn, eingeweiht, die den Geist der französischen Romantik einfangen soll.

Weitere künstlerische Höhepunkte

Unter den weiteren künstlerischen Schätzen der Kirche befindet sich der gotische Marienleuchter, ein prächtiges Beispiel spätmittelalterlicher norddeutscher Handwerkskunst. Er zeigt Maria unter einem vergoldeten Baldachin mit dem Jesuskind in einem strahlenden Heiligenschein. Die Kirche wurde 2007 umfassend renoviert, einschließlich einer gründlichen Restaurierung ihres Innenraums und der historischen Orgel, um sicherzustellen, dass diese Schätze weiterhin Besucher in Ehrfurcht versetzen.

Die Glocken der St. Johanniskirche

Die St. Johanniskirche beherbergt auch ein historisch und akustisch wertvolles Geläut von acht Glocken. Das Hauptgeläut besteht aus sechs Glocken, wobei die melodischste die Apostelglocke ist, die 1436 von Ghert Klinghe in Bremen gegossen wurde. Die größte Glocke, die neue Wächterglocke, wiegt beeindruckende 6.965 kg. 2013 wurden drei neue Glocken gegossen, um die älteren zu entlasten, darunter eine Ersatzglocke für die ursprüngliche Wächterglocke, die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde. Die neuen Glocken, gegossen von der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe, wurden 2014 eingeweiht und bereichern das reiche akustische Erbe der Kirche.

Erkundung der St. Johanniskirche

Besucher der St. Johanniskirche können ihre vielen historischen und künstlerischen Merkmale erkunden, vom schiefen Turm bis zu den beeindruckenden Buntglasfenstern und den filigranen Schnitzereien des Altars. Die Kirche ist Teil der Europäischen Route der Backsteingotik, ein Zeugnis ihrer architektonischen und historischen Bedeutung. Für Besucher ist die Kirche von Dienstag bis Sonntag, zwischen 11:00 und 17:00 Uhr geöffnet und bietet eine friedliche und inspirierende Erfahrung für alle, die ihre alten Tore durchschreiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die St. Johanniskirche nicht nur ein Ort des Gottesdienstes ist; sie ist ein lebendiges Museum mittelalterlicher Kunst und Architektur, ein Leuchtfeuer der reichen Geschichte Lüneburgs und ein Zeugnis des dauerhaften Erbes norddeutscher Backsteingotik. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Kunstliebhaber oder einfach neugierige Reisende seid, ein Besuch der St. Johanniskirche verspricht ein unvergessliches und bereicherndes Erlebnis zu werden.

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