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Neustädter Rathaus

Neustädter Rathaus Hanau

Neustädter Rathaus

Im Herzen von Hanau, eingebettet in den belebten Marktplatz, steht das Neustädter Rathaus, ein Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Pracht der Stadt. Dieses barocke Rathaus mit seiner prächtigen Fassade aus rotem fränkischem Sandstein ist nicht nur ein Verwaltungsgebäude, sondern auch ein Symbol für die Widerstandskraft und den Stolz der Stadt.

Die Geschichte des Neustädter Rathauses

Die Geschichte des Neustädter Rathauses begann im Jahr 1606, als der Bau erstmals vorgeschlagen wurde. Aufgrund finanzieller Engpässe wurde das Projekt jedoch immer wieder verschoben. Über ein Jahrhundert lang arbeitete die Stadtverwaltung aus gemieteten Gebäuden und Privathäusern. Erst am 11. Juni 1725, unter der Herrschaft von Graf Johann Reinhard III., wurde der Grundstein für das Neustädter Rathaus gelegt.

Entworfen von Christian Ludwig Hermann, wurde das Rathaus 1733 fertiggestellt. Der Bau wurde vom örtlichen Herrscher unterstützt, der preisgünstige Baumaterialien und Gerüstholz aus dem Bau von Schloss Philippsruhe zur Verfügung stellte. Einige Jahre später entwarf Hermann auch zusätzliche Gebäude im hinteren Bereich, die das Stadtarchiv, ein Gefängnis und die Wohnung des Stadtschreibers beherbergten.

Zerstörung und Wiederaufbau

Wie viele historische Gebäude in Deutschland entging auch das Neustädter Rathaus nicht den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs. Das Gebäude wurde bei den Bombenangriffen fast vollständig zerstört, nur die Außenmauern blieben stehen. In den 1960er Jahren unternahm die Stadt die monumentale Aufgabe, das Rathaus wieder aufzubauen. Die erhaltene Fassade und die Mauern wurden sorgfältig restauriert und in einen neuen, modernen Verwaltungskomplex integriert, der von Architekt Theo Pabst entworfen wurde.

Dieser Wiederaufbau führte dazu, dass das Rathaus von U-förmigen neuen Verwaltungsgebäuden im damals beliebten funktionalen Stil mit Sichtbeton und Flachdächern umgeben wurde. Erst in den 1990er Jahren erhielten diese modernen Gebäude eine barocke Dachaufstockung, die Alt und Neu miteinander verband.

Von 2018 bis 2022 wurde das Neustädter Rathaus umfassend renoviert. Heute finden im Elisabeth-Selbert-Saal im ersten Stock die Sitzungen des Stadtrats statt, während die oberen Stockwerke den Magistrat, politische Fraktionen und andere Regierungsstellen beherbergen. Das Foyer dient als Ausstellungsraum und verleiht dem historischen Gebäude eine kulturelle Dimension.

Das architektonische Meisterwerk

Das Neustädter Rathaus ist ein beeindruckendes Beispiel barocker Architektur. Seine Fassade aus rotem fränkischem Sandstein strahlt eine Aura von Erhabenheit und Beständigkeit aus. Der zentrale Giebel am Dachfirst zeigt das doppelte Wappen von Graf Johann Reinhard III. und seiner Frau, Dorothea Friederike von Brandenburg-Ansbach. Dieses Emblem wird von zwei allegorischen weiblichen Figuren flankiert, die Gerechtigkeit und Frieden darstellen. Gerechtigkeit, links, hält eine Waage, ein Zepter und einen Adler mit einem Schwert zu ihren Füßen. Frieden, rechts, ist mit einer goldenen Fackel, einem Buch und einem Kranich geschmückt, der Wachsamkeit und Sicherheit symbolisiert.

Der kunstvolle Eisenbalkon zeigt das farbenfrohe, vergoldete Wappen von Neustadt, das die Stadtpatronin Hanovia und das Fertigstellungsjahr 1733 darstellt. Diese Liebe zum Detail und zur Symbolik spiegelt das Selbstbewusstsein der Gründer und die Bedeutung der Selbstverwaltung wider.

Das Glockenspiel

Eines der bezauberndsten Merkmale des Neustädter Rathauses ist sein Glockenspiel, das 1755 im Turm installiert wurde. Das Glockenspiel mit seinen 18 Glocken wurde nach dem Krieg restauriert und erfreut die Besucher weiterhin mit seinen melodischen Klängen. Jeden Tag spielt das Glockenspiel zu bestimmten Zeiten eine Auswahl an Melodien:

  • 10:00 Uhr - Die güldene Sonne von Johann Georg Ahle
  • 12:00 Uhr - Wer sich die Musik erkiest von Paul Hindemith
  • 16:00 Uhr - Menuett (ein historisches Hanauer Stück von 1755)
  • 18:00 Uhr - Gut’n Abend gut’n Abend euch allen hier beisamm' (ein Volkslied von 1860)

Ein Symbol der Revolution

Das Neustädter Rathaus spielte auch eine entscheidende Rolle in der revolutionären Geschichte Hanaus. Am 9. März 1848 wurde das Hanauer Ultimatum, ein bedeutendes Dokument der Revolutionszeit, vom Rathausbalkon aus von August Rühl verkündet. Diese Erklärung markierte das Zugeständnis von Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen-Kassel an die Freiheitsforderungen der Hanauer Volkskommission, ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Stadt.

Zusammenfassend ist das Neustädter Rathaus nicht nur ein Gebäude; es ist ein lebendiges Denkmal für die bewegte Vergangenheit Hanaus und seinen unerschütterlichen Geist. Seine Mauern erzählen Geschichten von Widerstandskraft, Verwaltung und kulturellem Stolz und machen es zu einem unverzichtbaren Wahrzeichen für jeden, der diese historische deutsche Stadt besucht.

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