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Pfälzer Schloss

Pfälzer Schloss Groß-Umstadt

Pfälzer Schloss

Im nordwestlichen Eck der bezaubernden Stadt Groß-Umstadt in Hessen, Deutschland, steht das Pfälzer Schloss als Zeugnis einer langen Geschichte und architektonischen Entwicklung. Dieses markante Bauwerk, auch als Oberschloss bekannt, um es vom Darmstädter Schloss zu unterscheiden, war ursprünglich eine Wasserburg und wurde später zu einer adligen Residenz umgebaut. Seine strategische Lage am südwestlichen Ende der alten Stadtmauer diente einst zur Befestigung des westlichen Eingangs zur Altstadt und war somit ein wichtiger Bestandteil des mittelalterlichen Verteidigungssystems.

Die historische Bedeutung des Pfälzer Schlosses

Die Ursprünge des Pfälzer Schlosses reichen bis ins Jahr 1306 zurück, als es erstmals als Vogteiburg, eine Burg des Vogtes, erwähnt wurde. Diese frühe Festung diente dem Schutz der Besitztümer des Fuldaer Klosters. Im Laufe der Jahre erlebte die Burg mehrere Machtwechsel, beginnend mit ihrem Verkauf an die Kurpfalz im Jahr 1390. Die Rolle des Schlosses als Kondominat unter der gemeinsamen Herrschaft der Kurpfalz und der Grafschaft Hanau prägte sein Schicksal über Jahrhunderte.

In den turbulenten Zeiten der Bayerischen Fehde (1504-1521) wurden die Burg und die Stadt kurzzeitig vom hessischen Landgrafen Wilhelm II. erobert. Doch die Kurpfalz erlangte 1524 teilweise die Kontrolle zurück, und Hessen ersetzte Hanau im Kondominat. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gewann Hessen vorübergehend die volle Kontrolle über Umstadt, doch letztlich wurde die Stadt 1803 Teil des Großherzogtums Hessen.

Architektonische Entwicklung

Auf den Überresten einer Wasserburg des Fuldaer Klosters erbaut, stammt das Fundament des Pfälzer Schlosses aus dem 15. Jahrhundert. Das zweistöckige Gebäude mit einem langen rechteckigen Grundriss behält noch immer sein ursprüngliches Sandstein-Untergeschoss. Die Nord- und Westseiten des Gebäudes sind in die Stadtmauer integriert, was zur Festigungsstärke beiträgt.

Das obere Stockwerk, ursprünglich im gotischen Stil mit achteckigen Ecktürmen, erfuhr im Laufe der Jahre erhebliche Veränderungen. Ein Brand im Jahr 1806 führte zum Wiederaufbau des Obergeschosses im barocken Stil, mit einem weniger steilen Walmdach, Dachgauben und einem zentralen Glockenturm. Das Fachwerk des Obergeschosses ist nun mit Schindeln verkleidet, und die Südwestseite zeigt noch die Konsolen des mittelalterlichen Stadtmauer-Gehwegs.

Eine der auffälligsten Merkmale des Schlosses ist die großartige zweischiffige Halle im Erdgeschoss, die von drei achteckigen Holzsäulen getragen wird. Diese Halle, bekannt als Rittersaal, wurde von 1700 bis 1900 für katholische Gottesdienste genutzt und beherbergt eine Sakramentsnische aus dem Jahr 1739. Der Zugang zur Halle erfolgt über eine reich verzierte doppelläufige Steintreppe, geschmückt mit Voluten und Girlanden aus dem 18. Jahrhundert, die zu einer spitzbogigen Eingangstür führt.

Renovierungen und moderne Nutzung

In der heutigen Zeit wurde das Pfälzer Schloss mehrfach renoviert, um seine historische Integrität zu bewahren und es gleichzeitig für moderne Zwecke anzupassen. Eine kleinere Renovierung fand 1976 statt, gefolgt von einer umfassenden Restaurierung von 2009 bis 2012, die von der Bundesregierung und der Stadt finanziert wurde. Diese umfangreiche Renovierung, die etwa 2,4 Millionen Euro kostete, umfasste die komplette Entkernung des Seitenanbaus und den Einbau eines rollstuhlgerechten Aufzugs. Um den Denkmalschutzvorschriften zu entsprechen, wurde eine innere Wärmedämmung angebracht, und der Rittersaal erhielt eine vollständige Überarbeitung.

Der Rittersaal präsentiert sich nun in einer erneuerten Farbgebung, basierend auf dem ältesten bekannten Design, und verfügt über eine Fußbodenheizung zur Vermeidung von Kondensation sowie eine Kombination aus bleiverglasten Außenscheiben und inneren Wärmeschutzverglasungen für die Fenster. Das Obergeschoss bleibt in einem erweiterten Rohbauzustand, bereit für zukünftige Bedürfnisse und Konzepte. Auch die Heizungs- und technischen Systeme des Gebäudes wurden komplett erneuert.

Heute befindet sich das Pfälzer Schloss im Besitz der Stadt Groß-Umstadt und dient als multifunktionale Veranstaltungsstätte. Der Rittersaal beherbergt Stadtratssitzungen, Konferenzen, Ausstellungen und verschiedene Veranstaltungen und ist somit ein lebendiges kulturelles Zentrum.

Erkundung des Pfälzer Schlosses

Besucher des Pfälzer Schlosses können in seine reiche Geschichte und architektonische Schönheit eintauchen. Der Schlosspark im Westen beherbergt drei Grenzsteine, die einst die Grenze zwischen dem Umstädter Bezirk und der Kurmainzer Vogtei Obernburg markierten. Das Innere des Schlosses, mit seiner prächtigen Halle und historischen Elementen, bietet einen Einblick in die Vergangenheit, während die umliegenden Gärten eine ruhige Umgebung für entspannte Spaziergänge bieten.

Das Pfälzer Schloss ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern ein lebendiges Zeugnis des noblen Erbes von Groß-Umstadt. Seine Mauern erzählen Geschichten von Machtkämpfen, architektonischen Veränderungen und kultureller Bedeutung und machen es zu einem Muss für Geschichtsinteressierte und Gelegenheitstouristen gleichermaßen. Ob ihr die prächtigen Hallen erkundet oder die Ruhe des Parks genießt, das Pfälzer Schloss verspricht eine unvergessliche Reise durch die Zeit.

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