Die Große Kirche in Emden, Niedersachsen, Deutschland, ist ein beeindruckendes Zeugnis der reichen Geschichte und architektonischen Entwicklung der Region. Diese prächtige Struktur, offiziell als Evangelisch-Reformierte Große Kirche bekannt, ist nicht nur ein bedeutender religiöser Ort, sondern auch ein Leuchtturm des kulturellen und historischen Erbes Ostfrieslands.
Die Ursprünge der Großen Kirche reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück, als eine friesische Handelssiedlung am rechten Ufer der Ems gegründet wurde. Ursprünglich diente eine kleine Holzkirche der Gemeinde, doch mit dem Wachstum der Siedlung stieg auch der Bedarf an einem größeren Gotteshaus. Bis zum Jahr 966 war eine neue Holzkirche errichtet worden, was die zunehmende Bedeutung dieser jungen Gemeinschaft unterstrich.
Um 1200 begannen die Bewohner Emdens mit dem Bau einer romanischen einschiffigen Backsteinkirche mit einem Westturm, die den Heiligen Cosmas und Damian gewidmet war. Diese Bauphase markierte den Beginn einer Reihe von Erweiterungen und Modifikationen, die über Jahrhunderte andauern sollten. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich die Kirche zu einer kreuzförmigen Struktur, und im 14. Jahrhundert wurden zwei Seitenschiffe hinzugefügt. Die Umwandlung in eine dreischiffige Hallenkirche war vor 1403 abgeschlossen.
Die Kirche stand vor erheblichen Herausforderungen, darunter eine verheerende Sturmflut am 25. November 1403, die großen Schaden anrichtete. Die Wiederaufbauarbeiten zogen sich über mehrere Jahrzehnte hin, mit bemerkenswerten Ergänzungen wie dem Ulrich-Chor im Jahr 1454 und verschiedenen Erweiterungen im 16. Jahrhundert. Die architektonische Reise der Kirche gipfelte in der Spätgotik mit dem Bau der Seitenchöre und der Sakristei.
Die Große Kirche spielte eine entscheidende Rolle während der Reformation, einer Zeit religiöser Umwälzungen und Veränderungen. Emden, bekannt für seine religiöse Liberalität, wurde zu einem Mittelpunkt reformatorischer Aktivitäten. Die Kirche war ein zentraler Ort für bedeutende Ereignisse in der religiösen und regionalen Geschichte.
Im frühen 16. Jahrhundert begann Georg Aportanus unter der Schirmherrschaft von Graf Edzard I. evangelische Reformen zu propagieren. Trotz Widerstands des traditionellen Klerus setzte sich Aportanus durch und gewann schließlich die Unterstützung der Emder Bürger. Seine Bemühungen legten den Grundstein für den Erfolg der Reformation in der Region.
Einer der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die mit der Großen Kirche verbunden sind, war Johannes a Lasco, der von 1542 bis 1549 als Superintendent diente. A Lascos Amtszeit war geprägt von seinen Bemühungen, religiöse Bilder aus den Kirchen zu entfernen und seinen Auseinandersetzungen mit Mönchen und Täufern. Sein Einfluss reichte über Emden hinaus und prägte die reformierte Tradition in Norddeutschland und den Niederlanden.
Die Kirche erlebte auch den Aufstieg des Calvinismus unter Menso Alting, der Albert Hardenberg als ersten Prediger ablöste. Altings Führung festigte den Calvinismus als dominierende Glaubensrichtung in Emden und trug zur einzigartigen Stellung der Stadt innerhalb der Grafschaft Ostfriesland bei.
Die Große Kirche, mit ihrer beeindruckenden Kapazität von fast 3.000 Sitzplätzen, war eine der größten Kirchen Ostfrieslands. Ihr 65 Meter hoher Turm bleibt ein markantes Merkmal der Emder Skyline und symbolisiert das historische und architektonische Erbe der Stadt. Der Haupteingang, einst auf der Ostseite gelegen, dient heute als Seiteneingang und lädt Besucher ein, die bewegte Vergangenheit der Kirche zu erkunden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlitt die Kirche bei einem Bombenangriff am 11. Dezember 1943 erhebliche Schäden. Die Zerstörung hinterließ große Teile der Struktur in Trümmern, wobei nur Teile des ursprünglichen Mauerwerks erhalten blieben. Doch der Geist der Widerstandskraft setzte sich durch, und von 1948 bis 1949 wurde eine neue Kirche, bekannt als die Schweizer Kirche, auf einem Teil der ursprünglichen Fundamente errichtet. Der Turm, zwischen 1965 und 1966 wieder aufgebaut, verfügt über eine schlanke Kupferspitze, die die Höhe des Originals übertrifft.
Heute beherbergt die Große Kirche die Johannes a Lasco Bibliothek, eine der bedeutendsten theologischen Bibliotheken Deutschlands. Die Ursprünge der Bibliothek gehen auf das Jahr 1559 zurück, als Gerhard tom Camp eine Sammlung von Büchern für die reformierte Gemeinde in Emden gründete. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs der Bestand der Bibliothek durch Spenden und Erwerbungen, darunter die Sammlungen von Albert Ritzaeus Hardenberg und Petrus Medmann.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bestände der Bibliothek sicher verlagert und so vor der Zerstörung bewahrt. 1992 begannen die Bemühungen, ein neues Bibliotheksgebäude innerhalb der Kirchenruinen zu errichten, was schließlich in der Eröffnung der Bibliothek am 22. November 1995 mündete. Mit einer Sammlung von etwa 150.000 Titeln steht die Johannes a Lasco Bibliothek als Zeugnis des fortdauernden Erbes der reformierten Tradition und der wissenschaftlichen Bestrebungen, die sie inspiriert.
Die Große Kirche beherbergt mehrere bedeutende Denkmäler, darunter das Schepken Christi Relief, das 1660 von Nachfahren niederländischer Flüchtlinge gestiftet wurde. Dieses Relief, das sich am Ostportal der Kirche befindet, überstand die Bombenangriffe von 1943 und bleibt ein Symbol für Dankbarkeit und Widerstandskraft. Die Inschrift, Godts kerck, vervolgt, verdreven, heft Godt hyr trost gegeven, bedeutet Die Kirche Gottes, verfolgt, vertrieben, hat hier durch Gottes Gnade Trost gefunden.
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal ist das Grab von Enno II., einer bedeutenden Persönlichkeit der ostfriesischen Geschichte. Das aufwändige Renaissance-Grabmal, das zwischen 1540 und 1548 von seiner Witwe, Gräfin Anna, in Auftrag gegeben wurde, zeigt die Kunstfertigkeit der Epoche und dient als eindrucksvolle Erinnerung an das adelige Erbe der Region.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Große Kirche in Emden nicht nur ein historisches Denkmal ist, sondern ein lebendiges Zeugnis des reichen kulturellen und religiösen Erbes der Region. Ihre Mauern erzählen die Geschichten vergangener Jahrhunderte, von ihren bescheidenen Anfängen als Holzkirche über ihre Rolle in der Reformation bis hin zu ihrer Wiedergeburt als Zentrum theologischer Gelehrsamkeit. Ein Besuch in der Großen Kirche bietet eine tiefgehende Reise durch Geschichte, Glauben und Widerstandskraft und macht sie zu einem unverzichtbaren Ziel für alle, die das Herz Ostfrieslands erkunden möchten.
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