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Lutherse Kerk (Dordrecht)

Lutherse Kerk (Dordrecht) Dordrecht

Lutherse Kerk (Dordrecht)

Im Herzen von Dordrecht, einer Stadt, die für ihre reiche Geschichte und malerischen Kanäle bekannt ist, steht die Trinitatiskapel, eine bescheidene, aber faszinierende spätgotische Hallenkirche. Diese Kapelle, ursprünglich Teil des Blindeliedengasthuis, blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins 14. Jahrhundert reicht. Heute dient sie als Kirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde und bietet Besuchern einen Einblick in die religiöse und kulturelle Geschichte der Region.

Die Geschichte der Trinitatiskapel

Die Ursprünge der Trinitatiskapel liegen im 14. Jahrhundert, als sie als Kapelle für das Blindeliedengasthuis, ein Krankenhaus für Blinde, gegründet wurde. Die Kapelle hatte drei Altäre und einen Chor, um die spirituellen Bedürfnisse der Gemeinschaft zu erfüllen. Im 17. Jahrhundert änderte sich die Nutzung der Kapelle jedoch und sie wurde als Lagerraum für Särge und Torf verwendet.

Anfang des 17. Jahrhunderts entstand in Dordrecht eine kleine lutherische Gemeinschaft. Trotz ihrer Bemühungen, einen Ort für Gottesdienste zu schaffen, stießen ihre Versammlungen auf Widerstand der reformierten Kirche und der örtlichen Behörden. Erst als nach 1680 viele deutsche Kaufleute in die Stadt kamen, wuchs die lutherische Gemeinschaft erheblich, was den Bedarf an einem eigenen Kirchengebäude verstärkte.

Frederik Mühlhoff, ein prominenter Zuckerfabrikant, stellte beim Stadtrat den Antrag auf eine Kirche für die lutherische Gemeinde. 1690 wurde die Trinitatiskapel ausgewählt und als lutherische Kirche geweiht, da sie mit minimalem Aufwand umgebaut werden konnte. Die Stadt Dordrecht spendete sogar drei Buntglasfenster, die von Glaser Evert van Wel gefertigt wurden, um die Fassade der Kapelle zu schmücken.

Die Architektur und das Innere der Trinitatiskapel

Die Trinitatiskapel ist eine spätgotische Hallenkirche mit rechteckigem Grundriss und einem dreiseitig geschlossenen Chor. Der Chor wird von Strebepfeilern gestützt, während die Seitenwände in fünf Abschnitte unterteilt sind, wobei der hintere Abschnitt die Seite des Chors bildet. Das Dach ist ein Holztonnengewölbe, das mit Schieferplatten bedeckt ist.

Die Fassade der Kapelle, ein Vingboonshalsgevel aus dem Jahr 1689, wurde im 19. Jahrhundert verändert und verputzt. Ein markantes Merkmal der Fassade ist die Wetterfahne in Form eines Schwans, der den Lutheranismus symbolisiert. Auf dem Dachfirst über dem Chor befindet sich ein eisernes Kreuz mit einer kleinen Wetterfahne. Die Rückwand des Chors beherbergt einen Glockenstuhl mit einer Glocke unbekannter Herkunft, die einen Durchmesser von 30 Zentimetern hat.

Im Inneren der Kapelle befinden sich in der Apsis eine Orgel und eine Kanzel, beide im Louis-XVI-Stil, die 1779 von Jan van Galen gefertigt und vom Künstler Kuipers bemalt wurden. Das Innere weist auch Messinggegenstände aus dem 18. Jahrhundert auf, darunter ein Lesepult, Kerzenhalter und zwei große Kronleuchter. Der erste Kronleuchter, verziert mit vier Zuckerhüten, wurde von neun Zuckerbäckerlehrlingen gekauft. Der zweite Kronleuchter wurde 1700 von Derek und Joachim van Stock gestiftet, die auch einen silbernen Abendmahlsteller und eine Taufkugel schenkten.

Am vorderen Ende der Kapelle bietet eine Empore mit 50 Sitzplätzen zusätzlichen Raum für Gottesdienstbesucher. Die Empore wird von eleganten Säulen getragen, was zur ruhigen und einladenden Atmosphäre der Kapelle beiträgt.

Kunst und Artefakte

Im Laufe der Jahrhunderte sind viele der ursprünglichen Kunstwerke und Artefakte der Trinitatiskapel durch Krieg, Vernachlässigung und den Einfluss calvinistischer Strenge verloren gegangen oder entfernt worden. 1823 wurden die drei Buntglasfenster entfernt und an die Familien der Spender zurückgegeben, sie wurden durch klare Glasscheiben ersetzt. Ein Fenster, das Glaube, Hoffnung und Liebe darstellte und sich einst neben der Kanzel befand, ist ebenfalls nicht mehr vorhanden.

Trotz dieser Verluste sind einige historische Gegenstände erhalten geblieben. Die Fassade der Kapelle zeigt immer noch den vergoldeten Schwan, der 1857 von François Guilleaume Hesmerg geschaffen wurde, und das eiserne Kreuz auf dem Dachfirst. Im Inneren befindet sich ein bronzenes Lesepult mit der Inschrift Mattheus Rouvlack, 1693, das ursprünglich die Kanzel schmückte, jetzt aber auf einem Messingsockel steht. Ein hölzernes Schild mit einem Reliefbild und der Inschrift Pressa Valentior (die Palme wächst unter Druck) ist an der Nordwand in der Nähe der Empore angebracht.

Ein Buntglasfenster in der Nordwand, das 1948 von D. Boode geschaffen wurde, zeigt fünf Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Text von Luthers Hymne Ein feste Burg ist unser Gott darunter. Die Kapelle beherbergt auch einen bronzenen Osterkerzenhalter mit drei Volutenfüßen.

Weitere wertvolle Gegenstände sind an anderen Orten aufbewahrt, darunter ein zeremonieller Kelch, der Pastor Frederik Michelsen 1858 zu seinem 40-jährigen Dienstjubiläum überreicht wurde, ein silberner Abendmahlskelch (möglicherweise von A. de Vos, 1693), ein silberner Abendmahlsteller (von Anthonie Zeggelaar, 1708) und eine silberne Taufkugel (von Jacobus Quinting, 1710). Die lutherische Bibel (Jacob Lindenberg, 1702) mit Silberbeschlägen (von Johannes Keeman Sr., 1792) und eine silberne Gedenkmedaille (1630) zum hundertjährigen Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses gehören ebenfalls zu den Schätzen der Kapelle.

Die Orgel

Die erste Orgel der Trinitatiskapel wurde von Vitus Wiegleb aus Amsterdam gebaut und 1733 vom Orgelbauer Smits fertiggestellt. Eine neue Orgel wurde jedoch 1777 von A. Wolffers aus Rotterdam gebaut, wobei Teile des ursprünglichen Instruments verwendet wurden. Die Orgel wurde mehrfach restauriert, zuletzt 2018/2019, um ihre weitere Nutzung für Gottesdienste und Konzerte zu gewährleisten.

Interessante Fakten

Um finanzielle Engpässe zu überwinden, wurde eine Geldstrafe für diejenigen verhängt, die den Gottesdiensten fernblieben. Die Strafe betrug 1½ Stuiver für Einwohner und 3 Stuiver für vorübergehende Besucher, wobei Zuspätkommende die Hälfte zahlen mussten, wenn der Prediger bereits auf der Kanzel war. Bis 1709 hatte die Kirche ihre Schulden abbezahlt und die Geldstrafen wurden abgeschafft.

Vincent van Gogh besuchte während seiner Zeit in Dordrecht die lutherische Kirche, in der Johannes Wilhelmus Beversen Pastor war. Der Sonntag der Heiligen Dreifaltigkeit, auch Dreifaltigkeitssonntag genannt, markiert das Ende der Festzeit der Kirche, die mit Weihnachten beginnt.

Die Trinitatiskapel steht als Zeugnis für den anhaltenden Glauben und die Widerstandsfähigkeit der lutherischen Gemeinschaft in Dordrecht. Ihre reiche Geschichte, architektonische Schönheit und kulturelle Bedeutung machen sie zu einem Muss für jeden, der diese charmante niederländische Stadt erkundet.

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