Der Donjon de Niort, auch bekannt als Château de Niort, ist ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Architektur und Geschichte in der charmanten Stadt Niort im Département Deux-Sèvres in Frankreich. Dieses imposante Bauwerk mit seinen zwei quadratischen Türmen dominiert das Tal der Sèvre Niortaise und bietet einen Einblick in die Vergangenheit sowie die strategische Bedeutung von Niort im Mittelalter.
Im 12. Jahrhundert, nach der Heirat von Heinrich II. Plantagenet mit Eleonore von Aquitanien, erlangte die englische Krone die Kontrolle über weite Teile Westfrankreichs. Heinrich II. erkannte die strategische Bedeutung von Niort und wählte diesen Ort am Ufer der Sèvre Niortaise, um eine Festung zu errichten. Der Bau der Burg begann unter Heinrich II. und wurde von seinem Sohn Richard Löwenherz vollendet. Die Festung diente als wichtiger Stützpunkt zur Aufrechterhaltung der Verbindungen nach England und beherbergte eine Garnison sowie Vorräte an Personal und Waffen.
Der Donjon de Niort bildete ursprünglich den Mittelpunkt einer riesigen Festung, die von einer rechteckigen Ringmauer und etwa zehn Türmen umgeben war. Heute sind die beiden verbliebenen Türme die auffälligsten Merkmale der Burg. Der südliche Turm, der eine beeindruckende Höhe von 28 Metern erreicht, ist mit Türmchen verstärkt und misst 13,5 Meter an einer Seite. Der nördliche Turm, etwas niedriger mit 23 Metern, misst 14 mal 15 Meter. Beide Türme sind an den Ecken von runden Türmchen und halbrunden Strebepfeilern flankiert, was ihnen ein robustes Aussehen verleiht.
Die romanische Architektur der Türme ist von hoher Qualität, mit eng aneinander gefügten behauenen Steinen. Die Innenräume sind jedoch eher schlicht, ohne Kamine, große Fenster und dekorative Skulpturen. Im 15. Jahrhundert wurde ein Gebäude zwischen den Türmen errichtet, das die Mauern aus dem 12. Jahrhundert nutzte, um einen Wohnbereich zu schaffen. Weitere Verteidigungsmerkmale der Burg waren eine Zugbrücke und ein trockener Graben, der etwa 8 Meter tief war.
Im Laufe der Geschichte spielte der Donjon de Niort eine entscheidende Rolle in verschiedenen Konflikten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurden die Bürger von Niort von poitevinischen Herren belagert, die die Eingänge zur Stadt blockierten und die Versorgung unterbrachen. Die Burg, die ihre eigenen Vorräte aus dem Fluss hatte, wurde während dieser jahrelangen Blockade zur einzigen Versorgungsquelle für die Stadt. Im Jahr 1224 kehrte die Burg in englischen Besitz zurück.
Während des Hundertjährigen Krieges wechselte Niort zwischen französischer und englischer Kontrolle. Schließlich wurde die Stadt im 14. Jahrhundert dank der Bemühungen von Du Guesclin fest unter die französische Krone gestellt. Der Herzog von Berry, Bruder von Karl V., begann mit der Restaurierung der Burg und verbesserte die Wohnbereiche des Turms. Fenster wurden gebaut oder vergrößert, um mehr Licht hereinzulassen, Kamine wurden in der großen Halle installiert, und die Wände wurden gestrichen oder verputzt. Zusätzlich errichtete der Herzog von Berry einen neuen Hafen am rechten Ufer des Flusses, gegenüber der Festung.
Nach den Religionskriegen wurde auf dem Turm eine Terrasse gebaut, um kleine Kanonen zu lagern. Doch die Bedeutung von Niort nahm ab, und die Burg begann zu verfallen. Im Jahr 1749 stürzte der Nordturm ein, was den Rest des Gebäudes schwächte. Es gab Vorschläge, die gesamte Burg abzureißen und eine neue, modernere Festung zu errichten. Doch der Ingenieur Artus restaurierte die Burg und untermauerte den Turm 1751. Die drei rautenförmigen Gewölbe im heutigen Erdgeschoss stammen aus dieser Zeit.
Nach der Französischen Revolution wurde die Burg von der Stadt an den Bezirk verkauft, der sie später an das Département weitergab. Die äußeren Mauern und die meisten Türme, die seit dem 17. Jahrhundert in schlechtem Zustand waren, verschwanden. Im Jahr 1817 wurden die befestigten Mauern der Stadt verkauft und abgerissen. Als Monument historique im Jahr 1840 klassifiziert, beherbergte die Burg die Familien von Gemeindemitarbeitern und wurde zur Aufbewahrung von Departementsarchiven genutzt. Im Jahr 1870 übergab das Département den Turm und sein Land an die Stadt, die ihn bis Anfang des 20. Jahrhunderts weiter nutzte.
Heute dient der Donjon de Niort als Museum und bietet den Besuchern eine faszinierende Reise durch die Geschichte. Das Erdgeschoss beherbergt ein archäologisches Museum mit Exponaten aus der Bronzezeit, der gallorömischen Zeit und dem Mittelalter. Im ersten Stock befindet sich ein Museum, das der Herstellung von Gamsleder und Handschuhen gewidmet ist, während der zweite Stock ein rekonstruierter Poitevin-Innenraum von 1830 und eine national bedeutende Sammlung von Kostümen, Kopfbedeckungen und Schmuck zeigt. Vom Dach aus können die Besucher einen atemberaubenden Blick über die Stadt und die Sèvre Niortaise genießen.
Zusammenfassend ist der Donjon de Niort nicht nur ein historisches Denkmal, sondern ein Symbol für die reiche und turbulente Vergangenheit der Stadt. Seine imposanten Türme und gut erhaltene Architektur bieten einen Einblick in die mittelalterliche Ära und machen ihn zu einem Muss für Geschichtsinteressierte und Gelegenheitsbesucher gleichermaßen. Die Umwandlung der Burg in ein Museum stellt sicher, dass ihr Erbe weiterlebt und zukünftige Generationen ihre historische Bedeutung und architektonische Schönheit schätzen können.
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