In der reizvollen Stadt Kornwestheim in Baden-Württemberg, Deutschland, befindet sich ein wahres Kleinod für Kunstliebhaber und Kulturentdecker: das Museum im Kleihues-Bau. Dieses städtische Museum, das hauptsächlich deutsche Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts präsentiert, bietet eine einzigartige Mischung aus historischer Bedeutung und zeitgenössischer Kunst.
Die Ursprünge des Museums im Kleihues-Bau gehen auf das Jahr 1975 zurück, als es zunächst als Galerie der Stadt Kornwestheim gegründet wurde. In seinen Anfangsjahren verfügte die Galerie weder über eine eigene Sammlung noch über eigene Ausstellungsräume. Stattdessen wurden in den 1970er und 1980er Jahren verschiedene temporäre Ausstellungen im damaligen Kulturhaus veranstaltet.
Ein Wendepunkt kam 1987, als die Stadt eine bedeutende Schenkung von mehreren hundert Werken aus dem Nachlass von Manfred Henninger, einem prominenten schwäbischen Spätimpressionisten, erhielt. Diese großzügige Spende veranlasste den Stadtrat, den Bau eines eigenen Galeriegebäudes in Auftrag zu geben. Der renommierte Architekt Professor Josef Paul Kleihues wurde mit dem Entwurf betraut, und der Bau fand zwischen 1988 und 1989 statt.
Am 24. November 1989 wurde der Kleihues-Bau mit einer großen Landesausstellung zu Philipp Matthäus Hahn feierlich eröffnet. Im folgenden Jahr fand die erste Kunstausstellung des Museums statt, die Werke von Joseph Beuys zeigte. Weitere Ausstellungen präsentierten Werke von namhaften Künstlern wie Josef Paul Kleihues, A. R. Penck, Tomi Ungerer und Georg Baselitz.
Nach einer fast dreijährigen Schließung ab dem Jahr 2000 wurde das Museum 2003 als Museum im Kleihues-Bau wiedereröffnet. Die Wiedereröffnung markierte den Beginn einer neuen Ära, mit einem erneuten Fokus auf die Erweiterung und Verfeinerung der Sammlung. Im Jahr 2015 feierte das Museum sein 25-jähriges Bestehen, und im Juni 2017 wurde es aufgrund seines außergewöhnlichen architektonischen Designs und seiner sorgfältigen Planung als Kulturdenkmal in Baden-Württemberg anerkannt.
Der Kleihues-Bau, der sich an der südöstlichen Ecke des Kornwestheimer Marktplatzes befindet, ist ein architektonisches Meisterwerk. Der Grundriss des Gebäudes weist ein Parallelogramm mit einem Winkel von 7 Grad und einen Halbkreis auf. Der parallelogrammförmige Raum dient als zweigeschossiger Hauptraum für Ausstellungen. Der halbkreisförmige Raum, bekannt als Galerie-Versammlungssaal, öffnet sich mit großen Verglasungen zum Garten und zur Terrasse und bietet einen vielseitigen Raum für museale Zwecke und besondere Veranstaltungen.
Die Außenwände des Gebäudes sind mit Cannstatter Travertin verkleidet, was ihm ein markantes und elegantes Erscheinungsbild verleiht. Mit fast 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Erdgeschoss und zusätzlichen 320 Quadratmetern im Obergeschoss bietet das Museum reichlich Platz für seine vielfältige Sammlung. Eine einzigartige Treppe, die sich nach oben hin verengt, verbindet die beiden Ebenen. Der untere Ausstellungsbereich erhält durch eine nach Osten geneigte Glaswand natürliches Licht, während das Obergeschoss von einer geschwungenen Lichtdecke und Sheddächern profitiert, die das Licht aus dem Norden einfangen und lenken.
Die Sammlung des Museums umfasst fast 3.000 Exponate, die überwiegend deutsche Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zeigen. Die Sammlung beinhaltet Werke von Künstlern wie Max Ackermann, Ulrich Barnickel, Gert Fabritius, HAP Grieshaber, Manuela Tirler und Katharina Zipser. Das Herzstück der Sammlung sind etwa 700 Werke von Manfred Henninger, einem der Gründer der Stuttgarter Neuen Secession im Jahr 1929. Der Freundeskreis Manfred Henninger, der 2009 gegründet wurde, unterstützt das Museum bei der wissenschaftlichen Dokumentation von Hennigers Erbe.
Zusätzlich zur Hauptsammlung baut das Museum kontinuierlich eine Sammlung zeitgenössischer Kunst auf, mit einem besonderen Fokus auf die Künstlerszene in Südwestdeutschland. Eine weitere bemerkenswerte Sammlung umfasst Werke von bekannten Werbegrafikern wie Otto Glaser und Franz Weiss, die im 20. Jahrhundert für das in Kornwestheim ansässige Weltunternehmen SALAMANDER arbeiteten. Das Museum beherbergt auch eine umfangreiche Kunstbibliothek mit über 2.500 Bänden, eine bedeutende Foto- und Filmsammlung sowie eine Sammlung zur historischen Schuhmode.
Das Museum im Kleihues-Bau veranstaltet jährlich mehrere Wechselausstellungen, die eine vielfältige Palette künstlerischer Stile und Themen präsentieren. Zu den bemerkenswerten vergangenen Ausstellungen gehören Joseph Beuys - Plastische Bilder, Josef Paul Kleihues - Museumsprojekte, Günther C. Kirchberger - Gemälde 1957–1993, Tomi Ungerer - Retrospektive 1956–1995, Georg Baselitz - Frühe Arbeiten auf Papier, Audrey Hepburn - Eine intime Sammlung von Bob Willoughby, Leni Riefenstahl - Die kompromittierte Ästhetik, Linda McCartney und Shackleton – Fotos aus dem Eis.
Neben den Ausstellungen veröffentlicht das Museum regelmäßig Kataloge und Bücher zu seinen Ausstellungen und Sammlungen und trägt so zum breiteren Diskurs über zeitgenössische und historische Kunst bei.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Museum im Kleihues-Bau nicht nur ein Kunstdepot ist, sondern auch ein Zeugnis des reichen kulturellen Erbes und der zeitgenössischen künstlerischen Bestrebungen Deutschlands. Die durchdacht kuratierten Ausstellungen, die beeindruckende Architektur und die umfangreichen Sammlungen machen es zu einem Muss für Kunstliebhaber und Kulturbegeisterte, die Kornwestheim besuchen.
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