Tylenturm

Im malerischen Städtchen Korbach in Hessen, Deutschland, erhebt sich der Tylenturm als stolzer Zeuge der Geschichte und beeindruckendes architektonisches Meisterwerk. Dieser mittelalterliche Turm, der aus dem späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert stammt, zählt zu den ältesten und bekanntesten Bauwerken Korbachs und bietet Besuchern einen einzigartigen Blick in die Vergangenheit sowie einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegende Landschaft.

Die Geschichte des Tylenturms

Der Tylenturm, auch bekannt als Thylenturm oder Thülenturm, verdankt seinen Namen der adligen Familie von Thülen, die aus dem gleichnamigen Thülen bei Brilon in Westfalen stammt. Diese Familie errichtete im 14. Jahrhundert ein befestigtes Anwesen in der Nähe des Turms in Korbach und blieb bis ins frühe 16. Jahrhundert einflussreich in der Stadt.

Der Turm selbst ist ein wesentlicher Bestandteil der Stadtbefestigungen, deren Bau Mitte des 13. Jahrhunderts begann. Seine robuste Bauweise, das halbkreisförmige Fundament und der nur von der Mauer aus zugängliche Innenraum deuten darauf hin, dass der Tylenturm in dieser Zeit errichtet wurde. Schriftliche Belege für die Existenz des Turms stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert, was ihn älter macht als die beiden gotischen Hallenkirchen St. Kilian und St. Nikolai in Korbach.

Überleben durch die Jahrhunderte

Bemerkenswerterweise hat der Tylenturm die Schrecken der Zeit überstanden, einschließlich des verheerenden Dreißigjährigen Krieges und eines großen Stadtbrandes im Jahr 1664. Im Jahr 1733 wurde das Erdgeschoss des Turms in ein Verlies für verurteilte Gefangene umgewandelt, was seiner Geschichte ein düsteres Kapitel hinzufügte. Im 19. Jahrhundert verfiel der Turm, wurde jedoch um 1900 restauriert.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Erdgeschoss als Luftschutzbunker und später als Lagerraum genutzt. Eine umfassende Restaurierung im Jahr 1996, die mit dem Hessentag-Festival in Korbach im folgenden Jahr zusammenfiel, brachte umfangreiche Renovierungen des Tylenturms und der angrenzenden Stadtmauer mit sich. Der Wehrgang wurde rekonstruiert und eine Treppe im Inneren des Turms installiert, die den Besuchern den Aufstieg und den Genuss der Panoramaaussicht ermöglicht. Zusätzlich erhielt der Turm eine neue Spitze.

Architektonisches Wunderwerk

Das Design des Tylenturms ist sowohl funktional als auch beeindruckend. Das halbkreisförmige Fundament ragt aus der Stadtmauer heraus, während der Turm selbst eine Höhe von etwa 31 Metern erreicht und sechs Stockwerke umfasst, darunter eine Aussichtsplattform unter der Turmspitze. Die Wände, aus massiven Kalksteinblöcken mit dicken Mörtelfugen gebaut, sind an der Basis über einen Meter dick.

Das Erdgeschoss, ursprünglich nur über eine Leiter von einem hohen Einstiegspunkt auf der Stadtseite zugänglich, verfügt über ein Tonnengewölbe und diente in der Vergangenheit als Verlies. Ein Eingang auf Bodenniveau wurde während des Zweiten Weltkriegs hinzugefügt, um es als Luftschutzbunker zu nutzen. Das zweite Stockwerk, etwa 7,5 Meter hoch, ist vom Wehrgang auf beiden Seiten des Turms durch gewölbte Öffnungen mit vergitterten Türen zugänglich.

Das zweite und dritte Stockwerk haben jeweils eine große spitzbogige Öffnung auf der Stadtseite, während das vierte und fünfte Stockwerk zahlreiche Schießscharten auf beiden Seiten aufweisen. Die Aussichtsplattform, etwa 25 Meter hoch gelegen, wird von einer mit Schiefer gedeckten Spitze gekrönt. Zur Verbesserung des Ausblicks ragt eine hölzerne Plattform von der Südwestseite der Aussichtsplattform hinaus, die einen Blick über die massive Außenmauer hinweg bietet.

Besuch des Tylenturms

Der Aufstieg auf den Tylenturm ist ein Abenteuer für sich, mit 125 Stufen, die es zu bewältigen gilt, einschließlich einer Außentreppe zum Wehrgang und einer inneren Holztreppe, die sich im Turm hinaufwindet. Die Mühe wird mit atemberaubenden Ausblicken von der Spitze belohnt, was ihn zu einem Muss für Geschichtsinteressierte und gelegentliche Touristen gleichermaßen macht.

Der Turm befindet sich zwischen der Straße Im Sack und dem Grünbereich Totenhagen, dem ältesten Friedhof Korbachs, der 1588 außerhalb der Stadtmauer angelegt und bis 2009 für Bestattungen genutzt wurde. Dieser Grüngürtel umgibt die Altstadt und bietet eine ruhige und malerische Kulisse für den historischen Tylenturm.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Tylenturm nicht nur ein historisches Denkmal, sondern ein Zeugnis der reichen und bewegten Vergangenheit Korbachs ist. Seine Mauern erzählen Geschichten von mittelalterlichen Befestigungen, adligen Familien, kriegsbedingter Widerstandskraft und moderner Restaurierung. Ein Besuch dieses Turms bietet eine einzigartige Zeitreise und ist ein unvergessliches Highlight jeder Reise in dieses charmante deutsche Städtchen.