Die Pfarrkirche, vor Ort als St. Johannes bekannt, erhebt sich stolz im Zentrum von Kitzingen in Bayern. Diese römisch-katholische Pfarrkirche, die dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet ist, ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein bemerkenswertes Beispiel spätgotischer Architektur, das die Zeiten überdauert hat. Als das älteste erhaltene Gebäude in Kitzingen zeugt die Pfarrkirche von der reichen Geschichte und religiösen Tradition der Stadt.
Die Geschichte der Pfarrkirche reicht bis ins frühe 12. Jahrhundert zurück, als erstmals eine eigenständige Pfarrei in Kitzingen erwähnt wurde. Zu dieser Zeit gab es Streitigkeiten über den Zehnten zwischen dem Pfarrer und der Äbtissin Bertha II. von Ebenhausen. Im Jahr 1394 wurde die Pfarrei offiziell in das Benediktinerinnenkloster Kitzingen eingegliedert, das bereits seit fast 400 Jahren bestand. Das Kloster hatte das Recht, den Pfarrer zu ernennen und die Kirche zu unterhalten.
Der Bau der heutigen Pfarrkirche begann 1402 auf den Fundamenten eines älteren, kaum bekannten Gebäudes. Der einzige überlieferte Baumeister ist Heinrich Sommer, ein Steinmetz und Meister, der 1462 verstarb und vermutlich in der Kirche begraben ist. Finanzielle Schwierigkeiten unterbrachen den Bau häufig, doch unter der Leitung der Äbtissin Margaretha II. von Erbach wurde die Kirche schließlich zwischen 1460 und 1463 fertiggestellt. Die Weihe der Kirche fand 1487 durch den Fürstbischof von Würzburg, Rudolf von Scherenberg, statt. Diese bedeutende Jahreszahl ist auf der Südempore und einer der äußeren Säulen eingraviert.
Die Pfarrkirche spielte eine wichtige Rolle während der Reformation. 1530 wurde hier die erste protestantische Predigt gehalten, was den Beginn der Reformation in Kitzingen markierte. Fast ein Jahrhundert lang diente die Kirche als lutherischer Gottesdienstraum, bis 1629 die Stadt nach der Rückgabe des Pfandes von Brandenburg-Ansbach an das Fürstbistum Würzburg wieder katholisch wurde. In dieser Zeit erlebte die Kirche auch eine barocke Umgestaltung des Innenraums, da viele der ursprünglichen Einrichtungsgegenstände während der Reformation und des Bauernkriegs verloren gegangen waren.
Im 18. Jahrhundert erfuhr das Innere der Pfarrkirche eine weitere Veränderung im frühen klassizistischen Stil. Das einzige erhaltene Stück aus dieser Zeit ist die Kanzel. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche im neugotischen Stil renoviert, wobei der prächtige barocke Hochaltar von 1667 entfernt wurde, der die drei östlichen Fenster verdeckt hatte. Das Altarbild des flämischen Malers Johann Baptist de Ruel, das einst diesen Altar schmückte, hängt nun an der Ostwand des Turms im nördlichen Seitenschiff. Außerdem wurde die Kirche im neugotischen Stil neu bemalt, wodurch Überreste der ursprünglichen Wandmalereien verdeckt wurden.
1901 zerstörte ein Feuer die Turmkuppel, die vorübergehend ersetzt wurde, bevor sie drei Jahre später in ihrer ursprünglichen Form wiederaufgebaut wurde. In dieser Zeit fand auch eine notwendige Außenrenovierung unter der Leitung des Nürnberger Architekten Josef Schmitz statt, der für seine Arbeiten an den Nürnberger Kirchen St. Sebald und St. Lorenz bekannt war. Schmitz' sorgfältiger Ansatz stellte sicher, dass neuere Ergänzungen erkennbar blieben und die historische Integrität der Kirche bewahrt wurde.
Bemerkenswerterweise überstand die Pfarrkirche den verheerenden Bombenangriff am 23. Februar 1945, der einen Großteil der Kitzinger Altstadt zerstörte. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Altarbereich der Kirche mehrfach umgestaltet, wobei 1994 eine harmonische Neugestaltung abgeschlossen wurde, die Elemente aus verschiedenen Epochen vereinte.
Während der Renovierung im Jahr 1994 wurden drei gotische Sandsteinfiguren im Boden des Taufraums entdeckt. Diese Figuren, eine Madonna (ohne das Christuskind) und zwei Könige, waren Teil einer Dreikönigsgruppe aus den Jahren 1350 bis 1380. Dieser außergewöhnliche Fund erregte großes Interesse in der akademischen Welt. Die Figuren, die vermutlich von einem externen Künstler geschaffen wurden, zeigen Verbindungen zur Nürnberger Parler-Schule oder zur Kölner Dombauhütte. Derzeit im Museum am Dom in Würzburg untergebracht, gibt es laufende Diskussionen über eine Rückkehr der Figuren in die Pfarrkirche.
Die Pfarrkirche ist eine spätgotische Hallenkirche mit einem eingezogenen polygonalen Chor. Das Äußere zeichnet sich durch kräftige Strebepfeiler und filigrane Maßwerkfenster aus, darunter zwei seltene Rosettenfenster auf der Südseite. Das asymmetrische Design resultiert aus der nordwestlichen Lage des Turms, wodurch das nördliche Seitenschiff auf fünf Joche verkürzt ist, während das südliche Seitenschiff und das Hauptschiff jeweils acht Joche haben. Der leicht nach Süden geneigte, dreijochige Chor trägt zur einzigartigen Charakteristik des Gebäudes bei.
Zu den bemerkenswerten äußeren Elementen gehören eine spätgotische Ölberggruppe, die der Riemenschneider-Schule zugeschrieben wird, und zwei Treppentürme, die Zugang zur Empore und zum Dach bieten. Das Innere ist als Staffelhalle gestaltet, wobei das südliche Seitenschiff durch eine im späten 15. Jahrhundert hinzugefügte Mauerempore in zwei Ebenen unterteilt ist, um die Kapazität zu erhöhen. Das parallele Rippengewölbe im Hauptschiff und in den Seitenschiffen, das in der Prager St.-Veits-Kathedrale entwickelt wurde, verstärkt die Pracht der Kirche.
Die Pfarrkirche, mit ihrer reichen Geschichte und architektonischen Pracht, ist ein Muss für jeden, der Kitzingen erkundet. Ob ihr Geschichtsinteressierte, Architekturbegeisterte oder neugierige Reisende seid, diese Kirche bietet einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit und einen ruhigen Ort zur Besinnung.
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