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Jüdisches Museum Westfalen

Jüdisches Museum Westfalen Dorsten

Jüdisches Museum Westfalen

Im malerischen Städtchen Dorsten in Nordrhein-Westfalen befindet sich das Jüdische Museum Westfalen, ein Ort der Kultur, Geschichte und Bildung. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1992 bietet das Museum tiefgehende Einblicke in die jüdische Religion, Kultur und die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Westfalen. Es ist nicht nur ein Aufbewahrungsort für Artefakte und Dokumente, sondern auch ein lebendiger Ort des Lernens und Gedenkens.

Die Entstehung und Entwicklung des Museums

Das Jüdische Museum Westfalen entstand aus einer Bürgerinitiative und Forschungsgruppe, die 1982 gegründet wurde. Diese Gruppe, die sich zunächst auf die regionale Geschichte während der NS-Zeit konzentrierte, erkannte das große Unwissen und die Vorurteile gegenüber der jüdischen Geschichte und Kultur. Diese Erkenntnis, zusammen mit einer wachsenden Sammlung historischer Überreste, die von Überlebenden, Zeitzeugen und Freunden gespendet wurden, führte zur Idee, einen öffentlichen Ausstellungsraum zu schaffen.

1987 wurde der Verein für jüdische Geschichte und Religion gegründet, um ein Museum zu etablieren. Die Sammlung wuchs weiter, unterstützt durch private Finanzierung sowie später durch Darlehen und Zuschüsse des Landes Nordrhein-Westfalen, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung. Am 28. Juni 1992 wurde das Museum offiziell eröffnet, mit einer Zeremonie, an der bedeutende Persönlichkeiten wie der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, und der israelische Botschafter, Benjamin Navon, teilnahmen.

Eine Mischung aus Alt und Neu: Die Architektur des Museums

Das Museum befindet sich in einer Kombination aus historischer und moderner Architektur. Das ursprüngliche Gebäude ist ein dreistöckiges Bauwerk aus der Zeit um 1900, das Elemente des Jugendstils aufweist. Dieses charmante Gebäude mit seinen symmetrischen Fenstern und dekorativen Elementen wird durch einen modernen Anbau ergänzt, der im Jahr 2000 hinzugefügt wurde. Der neue Flügel, entworfen vom Architekten Detlef Wiegand, zeichnet sich durch eine markante Fassade aus unregelmäßig strukturierten Klinkersteinen aus, die an den Backsteinexpressionismus der 1920er Jahre erinnern. Das Zusammenspiel der alten und neuen Gebäude schafft einen dynamischen Raum, der sowohl die Geschichte respektiert als auch zukunftsorientiert ist.

Im Inneren bietet das Museum ein einladendes Foyer mit großen Fenstern, die die alten und neuen Bereiche verbinden und eine offene und einladende Atmosphäre schaffen. Die Integration dieser architektonischen Elemente symbolisiert die Mission des Museums, die Vergangenheit und die Gegenwart zu verbinden und Verständnis und Dialog zu fördern.

Ausstellungen und Sammlungen

Die Dauerausstellung des Museums, „L’Chaim! Auf das Leben! Jüdisch in Westfalen“, ist eine Reise durch jüdische Traditionen und das zeitgenössische Leben, mit einem besonderen Fokus auf die regionale Geschichte der Juden in Westfalen. Diese Ausstellung, die 2018 überarbeitet wurde, befindet sich im Obergeschoss und ist über eine Treppe vom Foyer aus zugänglich. Sie zeigt 16 Biografien jüdischer Persönlichkeiten aus Westfalen und illustriert 700 Jahre lokale jüdische Geschichte durch persönliche Geschichten, Fotografien, Bücher, Skulpturen, Briefe und Dokumente.

Ein Highlight der Ausstellung ist die Geschichte von Freuchen Gans, einer Händlerin aus Hamm, die zusammen mit ihrem Ehemann Moses im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich Geschäfte tätigte. Eine weitere bedeutende Persönlichkeit ist Alexander Haindorf, ein Bildungsreformer aus Münster, dessen Leben und Werk neben anderen prominenten jüdischen Persönlichkeiten der Region präsentiert wird.

Das Museum beleuchtet auch die erschütternden Erfahrungen der Juden während der NS-Zeit. Die Geschichten von Personen wie Josef Dortort, der erfolgreich aus dem nationalsozialistischen Deutschland emigrierte, und Margot Spielmann, deren Fluchtversuch scheiterte, werden eindrucksvoll dargestellt. Diese Erzählungen werden durch eine Vielzahl persönlicher Gegenstände und multimedialer Stationen unterstützt, die den Besuchern eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Material ermöglichen.

Bildungs- und Kulturaktivitäten

Über seine Ausstellungen hinaus ist das Jüdische Museum Westfalen ein lebendiges Zentrum für Bildung und Kultur. Es bietet Führungen, Vorträge, Lesungen, Konzerte, Workshops und Schulungen an. Das Museum verfügt außerdem über eine große Präsenzbibliothek und einen kleinen Buchladen, die Ressourcen für weiteres Lernen und Erforschen bereitstellen.

Eine der wichtigsten Bildungsinitiativen des Museums ist der Fokus auf die Bekämpfung von Ignoranz und Vorurteilen durch Wissen und Verständnis. Indem es die jüdische Geschichte und Kultur umfassend und ansprechend präsentiert, möchte das Museum Toleranz und Respekt bei seinen Besuchern fördern.

Unterstützung des Museums

Das Museum wird vom Verein für jüdische Geschichte und Religion unterstützt, der über 400 Mitglieder hat, darunter Privatpersonen, Städte, Kirchengemeinden und andere Organisationen. Die Arbeit des Museums wird auch von der 1999 gegründeten Stiftung Jüdisches Museum Westfalen finanziert, die seine Aktivitäten unterstützt. Zu den Unterstützern der Stiftung gehören der Kreis Recklinghausen, die Sparkasse Vest Recklinghausen und seit 2020 der Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

Das Team des Museums besteht aus einer Mischung aus professionellen Mitarbeitern und engagierten Freiwilligen. Die derzeitige Direktorin, Kathrin Pieren, übernahm 2020 die Leitung und bringt neue Energie und Vision in die Institution. Die Arbeit des Museums ist ein Zeugnis für die Kraft der Gemeinschaft und Zusammenarbeit bei der Bewahrung und Förderung des kulturellen Erbes.

Ein Ort des Nachdenkens und Gedenkens

Hinter dem Museum finden Besucher einen Skulpturengarten, der Raum für Nachdenken und Gedenken bietet. Der Garten beinhaltet einen Holocaust-Gedenkstein und Skulpturen von Künstlern wie Manfred Marreck und Tisa von der Schulenburg. 2008 wurde die Installation „Wegweisend“ von Marcus Kiel hinzugefügt, die verlorene jüdische Gemeinden in Westfalen durch eindrucksvolle Straßenschilder erinnert.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Jüdische Museum Westfalen nicht nur ein Museum ist, sondern ein lebendiges Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und den Reichtum des jüdischen Lebens in Westfalen. Es lädt Besucher ein, zu erkunden, zu lernen und nachzudenken und ist damit ein unverzichtbares Ziel für alle, die sich für Geschichte, Kultur und den unermüdlichen menschlichen Geist interessieren.

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