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Luftschutzstollen an der Gaishalde

Luftschutzstollen an der Gaishalde Bietigheim-Bissingen

Luftschutzstollen an der Gaishalde

In der bezaubernden Stadt Bietigheim-Bissingen, im Herzen von Baden-Württemberg, Deutschland, befindet sich ein verborgenes historisches Juwel: der Luftschutzstollen an der Gaishalde. Dieser ehemalige Luftschutzbunker, der in den Muschelkalkfelsen unterhalb der Laurentiuskirche gehauen wurde, bietet einen faszinierenden Einblick in die Widerstandsfähigkeit und Einfallsreichtum einer Gemeinschaft während einer der dunkelsten Zeiten des 20. Jahrhunderts.

Die Entstehung des Luftschutzstollens

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Städte Bietigheim und Bissingen, etwa 19 Kilometer nördlich von Stuttgart gelegen, zu strategischen Verlagerungsorten für große Rüstungsunternehmen wie Daimler-Benz und Bosch. Diese Unternehmen nutzten lokale Einrichtungen wie die Kammgarnspinnerei und die DLW-Hallen für die Produktion, was einen erheblichen Zustrom von Arbeitern und Vertriebenen anlockte. Bis 1942 wurden die Städte regelmäßig bombardiert, was enormen Druck auf die bestehenden Luftschutzbunker ausübte.

Als Reaktion auf die zunehmende Bedrohung leitete der Bürgermeister von Bietigheim, Gotthilf Holzwarth, zusammen mit wichtigen lokalen Unternehmen den Bau mehrerer Luftschutzstollen ein. Der Luftschutzstollen an der Gaishalde, der den Bewohnern der Altstadt bis zum Bahnhofsunterführung in der Nähe des Café Central dienen sollte, war eines dieser wichtigen Projekte. Der Bau begann im April 1944, wobei zwölf italienische Zwangsarbeiter mit Presslufthämmern die Tunnel in den Felsen gruben. Trotz zahlreicher Herausforderungen, einschließlich Felsrissen, Materialknappheit und unzureichender Ausrüstung, wurde der Bunker im November 1944 fertiggestellt.

Das Leben während des Krieges

Der Gaishalde-Tunnel, der 243 Sitz- und 249 Stehplätze bot, wurde schnell zu einem wichtigen Zufluchtsort für die Stadtbewohner. Die dringende Notwendigkeit eines solchen Schutzraums wurde durch den verheerenden Luftangriff auf Heilbronn im Dezember 1944 deutlich, der viele dazu veranlasste, in seinen felsigen Wänden Schutz zu suchen. Allerdings waren die ersten Tage der Nutzung des Tunnels von Belüftungsproblemen geprägt, was zu häufigen Ohnmachtsanfällen unter den Insassen führte. Einfallsreich wurde ein Belüftungssystem mit einem Ofenrohr improvisiert, und eine Trage wurde im Tunnel platziert, um diejenigen zu transportieren, die das Bewusstsein verloren.

Trotz der intensiven Nutzung wurde der Bau des Bunkers nie vollständig abgeschlossen. Dies ist noch heute an den Bohrlöchern in den Wänden und den nicht auf die geplante Höhe ausgegrabenen Tunneln zu erkennen. Bis Februar 1945 hatte sich der Gaishalde-Tunnel von einem vorübergehenden Zufluchtsort während Luftangriffen zu einem dauerhafteren Zuhause für diejenigen gewandelt, deren Häuser zerstört worden waren. Die Bedeutung des Tunnels hielt bis zum Ende des Krieges an, als Bietigheim und Bissingen am 24. April 1945 von französischen Truppen besetzt wurden, wodurch die Stadtbewohner endlich aus ihrem unterirdischen Schutzraum hervortreten konnten.

Die Nachkriegszeit

Nach dem Krieg fand der Luftschutzstollen an der Gaishalde eine neue Nutzung als Lagerraum. Erst später zeigte die örtliche Geschichtsgesellschaft Interesse an der Erhaltung dieses bedeutenden Ortes. Im Jahr 2009 arbeitete die Forschungsgruppe Untertage e.V. mit der Geschichtsgesellschaft zusammen, um ein Ausstellungskonzept zu entwickeln und den Tunnel in ein öffentliches Museum zu verwandeln.

Heute können Besucher den Gaishalde-Tunnel am ersten Sonntag im April, Juli und September sowie am Tag des offenen Denkmals erkunden. Der Zugang erfolgt über den westlichen Eingang, da der südliche Eingang versiegelt wurde. Neben dem westlichen Eingang steht eine Splitterschutzzelle, die eindrücklich an den ursprünglichen Zweck des Tunnels erinnert.

Den Luftschutzstollen besuchen

Ein Besuch im Luftschutzstollen an der Gaishalde ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Die grob behauenen Wände und engen Gänge vermitteln ein Gefühl der Dringlichkeit und Verzweiflung, die den Bau und die Nutzung des Tunnels geprägt haben müssen. Während ihr die düster beleuchteten Korridore durchquert, könnt ihr fast die Echos der Vergangenheit hören – das Flüstern von Familien, die zusammengekauert Schutz vor dem Chaos über ihnen suchten.

Einer der eindrucksvollsten Aspekte des Besuchs ist die Ausstellung, die von Norbert Prothmann kuratiert wurde. Er hat akribisch die Stadtarchive, frühere Veröffentlichungen und Augenzeugenberichte von Überlebenden recherchiert. Die Ausstellungen bieten einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Tunnels, von seinem hastigen Bau über seine Rolle als Lebensader während des Krieges bis hin zu seiner späteren Umwandlung in ein historisches Denkmal.

Eine Reise durch die Geschichte

Der Luftschutzstollen an der Gaishalde ist mehr als nur ein historischer Ort; er ist ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und Einfallsreichtum der Menschen von Bietigheim-Bissingen. Er erinnert eindrucksvoll an die menschliche Fähigkeit, in Zeiten der Not zu überleben und sich anzupassen. Ob ihr Geschichtsinteressierte seid oder einfach mehr über das lokale Erbe erfahren möchtet, ein Besuch dieses bemerkenswerten Tunnels bietet eine tiefgründige und bewegende Erfahrung.

Wenn ihr aus dem Tunnel heraustretet, nehmt euch einen Moment Zeit, um über die in seinen Wänden eingeritzten Geschichten nachzudenken. Der Luftschutzstollen an der Gaishalde steht als stummer Wächter der Vergangenheit, ein Ort, an dem Geschichte nicht nur erinnert, sondern auch gefühlt wird. Es ist ein unverzichtbarer Halt für jeden Besucher von Bietigheim-Bissingen und bietet eine einzigartige und immersive Reise in das Herz des Kriegsdeutschlands.

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